711 wurde Roderich, der letzte Westgotenkönig in Spanien, am Río
Barbate bei Jerez de la Frontera von nordafrikanischen Mauren
vernichtend geschlagen. Die Mauren waren ursprünglich im westgotischen
Thronstreit zu Hilfe gerufen worden; nun aber brachten sie innerhalb
weniger Jahre fast die gesamte Iberische Halbinsel unter ihre
Herrschaft. 719 stießen die Mauren über die Pyrenäen nach Norden vor,
beschränkten sich nach ihrer verheerenden Niederlage gegen die Franken
unter Karl Martell in der Schlacht bei Tours und Poitiers 732 aber
wieder auf die Iberische Halbinsel. Das maurische Spanien wurde
zunächst als abhängige Provinz des Omaijadenkalifats von Damaskus
verwaltet; ab 717 stand das Land unter der Herrschaft von Emiren, die
von den Kalifen (siehe Kalifat) ernannt wurden. Die Emire allerdings
vernachlässigten oftmals in hohem Maße ihre Pflichten, so dass in den
folgenden 40 Jahren aufgrund von Missherrschaft und -wirtschaft
insgesamt 20 Emire ernannt bzw. abgesetzt wurden.
Nach dem Sturz der Omaijaden durch die Abbasiden in Damaskus 749 kam
es auch im maurischen Spanien zu heftigen Auseinandersetzungen um die
Macht. 756 gelang es dem Omaijaden Abd ar-Rahman I. (756-788), sich
mit Hilfe der Omaijaden-Anhänger durchzusetzen: Er eroberte Córdoba
und errichtete das unabhängige Emirat von Córdoba. Der politischen
Unabhängigkeit folgte die religiöse, als Abd ar-Rahman III. (912-961)
929 das Emirat zum Kalifat erhob.
Im 10. Jahrhundert erlebte das Kalifat von Córdoba eine beispiellose
politische, wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Córdoba selbst
hatte sich neben Konstantinopel zur prächtigsten Stadt Europas
entwickelt, und die maurische Kultur war dem Rest von Europa weit
überlegen. Kunst, Literatur, Philosophie und Wissenschaft hatten einen
äußerst hohen Stellenwert. Aristoteles z. B. wurde hier schon lange
studiert, bevor sein Name im christlichen Abendland bekannt wurde, und
viele der Kalifen waren selbst bedeutende Dichter und Schriftsteller.
Für das hohe Niveau der Kunst sind die maurischen Bauten in Córdoba
oder die Alhambra in Granada nur einige wenige Beispiele (siehe
islamische Kunst und Architektur). Zudem herrschte im Kalifat von
Córdoba eine beispiellose Toleranz: Christen (die so genannten
Mozaraber) wie Juden genossen volle Duldung und nahmen
gleichberechtigt am kulturellen und wirtschaftlichen Leben teil.
Voraussetzung für diese kulturelle Blüte und politische Stabilität war
eine hoch entwickelte Wirtschaft und ein florierender Handel. Nahezu
der gesamte Süden wurde durch effektive Bewässerungssysteme einer
ertragreichen Landwirtschaft erschlossen.
Nach dem Sturz des letzten Omaijaden in Córdoba 1031 zerfiel das
muslimische Spanien in eine Reihe von kleineren Fürstentümern, die
nun, zum Teil untereinander verfeindet, zur leichten Beute der
christlichen Reconquista wurden. Lediglich das Königreich Granada
konnte sich bis 1492 behaupten. |
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