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Portugal

 

Um 137 v. Chr. eroberten die Römer nach jahrelangen Kriegen gegen die einheimischen Lusitanier das Gebiet des heutigen Portugals; vollends unter ihre Kontrolle brachten sie das Gebiet jedoch erst mit der Einrichtung der Provinz Lusitania durch Kaiser Augustus 27 v. Chr. Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. drangen im Zuge der Völkerwanderung die westgermanischen Sweben in das heutige Portugal ein und lösten dort die römische Herrschaft ab; 585 eroberten die Westgoten das Gebiet und gliederten es ihrem spanischen Reich ein. 711 zerschlugen die Mauren mit ihrem Sieg über König Roderich das Westgotenreich in Spanien; das Gebiet des heutigen Portugal wurde nun Teil des arabischen Kalifats von Córdoba.

In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts eroberte König Ferdinand I. von Kastilien und León im Zuge der Reconquista den Norden Portugals. Sein Sohn Alfons VI. erhob dieses Gebiet als Comitatus Portaculenis, benannt nach dem alten römischen Seehafen Portus Cale (heute Porto), zur Grafschaft, mit der er 1095 seinen Schwiegersohn Heinrich von Burgund (gestorben 1112) belehnte. Nach dem Tod Alfons’ VI. 1109 verweigerte Heinrich dessen Nachfolger die Lehenstreue, und nach Heinrichs Tod 1112 gelang es dessen Witwe Teresa als Regentin für ihren Sohn Alfons Heinrich (den späteren Alfons I., den Eroberer, Regierungszeit 1139-1185), die Unabhängigkeit der Grafschaft von Kastilien und León vorerst zu wahren. 1127 musste sie sich jedoch wieder Kastilien unterwerfen, woraufhin Alfons Heinrich sie stürzte, selbst die Herrschaft übernahm und den Kampf um die Unabhängigkeit von Kastilien aufnahm, zugleich die Reconquista Richtung Süden vorantrieb. 1135 verweigerte er Alfons VII. von Kastilien und León den Lehnseid, 1139 errang er einen entscheidenden Sieg über die Mauren, und 1140 nahm er, von Alfons VII. anerkannt, als Alfons I. den Königstitel an. 1143 unterstellte Alfons I. zum Schutz vor dem starken Nachbarn Kastilien sein Königreich direkt dem Papsttum, das allerdings erst 1179 Portugal als unabhängiges Königreich anerkannte.

1147 eroberte Alfons I. mit Hilfe von Kreuzfahrern (siehe 2. Kreuzzug) Lissabon von den Mauren; ein Jahrhundert später brachte Alfons III. (1248-1279) schließlich noch die Algarve unter portugiesische Herrschaft. Damit hatte Portugal in seinem Gebiet die Reconquista abgeschlossen und – früher als alle anderen europäischen Staaten – seine heutigen Grenzen erreicht. 1256 verlegte Alfons III. die Hauptstadt von Coimbra nach Lissabon. Auch die innere Struktur des Landes wurde im 12./13. Jahrhundert geschaffen bzw. verfestigt: Im Norden blieb der noch auf die swebische Zeit zurückgehende bäuerliche Kleinbesitz bestehen; im wenig besiedelten Süden übertrug der König umfangreiche Ländereien an Klöster, Ritterorden und den Adel, der Großgrundbesitz dominierte hier bis weit ins 20. Jahrhundert.

Unter Alfons’ III. Sohn Diniz (Dionysius, 1279-1325) erlebte Portugal einen unvergleichlichen Aufschwung. Diniz förderte Landwirtschaft und Handel, forcierte den Ausbau der Marine und gründete 1290 in Lissabon die erste Universität Portugals (1307 nach Coimbra verlegt). 1294 schloss er einen Handelsvertrag mit England und 1308 einen Freundschaftsvertrag – die ersten einer ganzen Reihe von Verträgen zwischen Portugal und England. 1297 einigte er sich mit Kastilien über die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern. Diniz’ Sohn und Nachfolger Alfons IV. (1325-1357) besiegte, unterstützt von Alfons XI. von Kastilien, 1340 am Salado de Morón die Mauren und setzte damit den Versuchen der Mauren, in Portugal wieder Fuß zu fassen, endgültig ein Ende.

Ferdinand I. (1367-1383) griff ab 1370 in die Auseinandersetzungen um den kastilischen Thron ein, musste sich jedoch nach drei Kriegen gegen Kastilien 1382 schließlich geschlagen geben. 1373 hatte er Diniz’ Vertrag mit England erneuert und so das portugiesisch-englische Bündnis verfestigt. 1382 verheiratete Ferdinand I. zur Bekräftigung des Friedens mit Kastilien seine Erbtochter Beatrix mit König Johann I. von Kastilien.

Nach dem Tod Ferdinands I. 1383 – er hinterließ keinen legitimen männlichen Nachfolger – erhob sein Schwiegersohn Johann I. von Kastilien Anspruch auf den portugiesischen Thron und drang in Portugal ein. Unterstützung fand er beim portugiesischen Hochadel, der sich von ihm die Restauration seiner alten, unterdessen verlorenen Privilegien erhoffte. Auf der anderen Seite erhob sich Johann, der illegitime Sohn König Peters I. von Portugal (1357-1367) und Halbbruder Ferdinands I., der vom niederen Adel, vom Bürger- und Bauerntum favorisiert wurde. Im April 1385 wurde Johann von den portugiesischen Cortes als Johann I. (1385-1433) zum König proklamiert; im August 1385 schlug er mit englischer Hilfe die Kastilier bei Aljubarrota entscheidend, sicherte so die Unabhängigkeit Portugals und begründete die Herrschaft der Avis-Dynastie in Portugal.

Johann reformierte und vereinfachte Verwaltung und Gesetzgebung, band das Bürgertum stärker in die Verwaltung ein und schuf durch die Übertragung des Besitzes des Hochadels, der infolge seiner Parteinahme für Johann I. von Kastilien das Land hatte verlassen müssen, an Bürgerliche eine neue, dem König verpflichtete und loyale Adelsschicht.

1415 eroberte Portugal in Fortsetzung der Reconquista die reiche marokkanische Handelsstadt Ceuta und leitete damit seine Expansion nach Übersee ein. In den Folgejahren trieb Johanns jüngster Sohn, Heinrich der Seefahrer, die Erkundung der afrikanischen Küste und des Atlantiks systematisch voran – ursprünglich, um für die aufstrebende Handelsmacht Portugal einen Seeweg nach Indien zu finden: 1418 wurde Madeira entdeckt und auf Betreiben Heinrichs kolonisiert, 1427 entdeckten Heinrichs Seefahrer die Azoren und 1455/56 die Kapverdischen Inseln. Unter Alfons V. (1438-1481) wurde 1471 Tanger erobert.

König Johann II. (1481-1495) führte die von Heinrich dem Seefahrer eingeleitete Erkundung der Westküste Afrikas im Interesse des portugiesischen Handels systematisch und forciert fort: Es wurden feste Stützpunkte für den Afrikahandel (vor allem Gold und Sklaven) errichtet, so etwa 1482 das Fort Elmina an der Goldküste (Ghana), das für lange Zeit die mächtigste Festung an der Goldküste mit Zugriff auf die Goldreserven im Hinterland blieb; 1488 umsegelte Bartolomeu Diaz auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien als Erster das Kap der Guten Hoffnung. Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus teilten Portugal und Kastilien 1494 im Vertrag von Tordesillas (siehe Demarkationslinie) die Welt in eine portugiesische und eine kastilische Interessensphäre ein. Im Inneren hatte sich Johann gegen den unter König Eduard (1433-1438) und Alfons V. wieder erstarkten Adel zu behaupten; eine Adelsverschwörung beendete er durch die Hinrichtung des mächtigen Herzogs von Braganza.

Unter König Emanuel I. (1495-1521) erreichte die portugiesische Expansion einen ersten Höhepunkt. 1498 erreichte Vasco da Gama, begleitet von Bartolomeu Diaz, als erster Europäer Indien auf dem Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung. Dem Entdecker folgten die Eroberer, zunächst Francisco de Almeida, dann Afonso d’Albuquerque, die vom König mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet und zu Vizekönigen in Indien ernannt worden waren. Sie errichteten eine Reihe von Stützpunkten, sowohl Handelsniederlassungen als auch militärische Stützpunkte, und drangen über Indien hinaus nach Osten vor. 1510 brachten sie Goa in portugiesische Gewalt, das sich rasch zur bedeutendsten portugiesischen Handelsniederlassung in Indien entwickelte; 1511 eroberten sie Malacca (Melaka), das die Malaccastraße und damit den Weg zu den Gewürzinseln, den Molukken, kontrollierte; auf den Molukken selbst errichteten die Portugiesen bereits 1511 erste Stützpunkte. Portugal hatte damit den außerordentlich lukrativen Gewürzhandel weitgehend unter seiner Kontrolle; Lissabon entwickelte sich zum wichtigsten Handelszentrum für Gewürze und andere Waren aus dem Osten. In dieser Zeit eröffnete Portugal auch den Handel mit China; einen ersten Handelsposten (den ersten europäischen in China überhaupt) errichteten sie in Macao. Zugleich baute Portugal seine Niederlassungen und damit auch seine Handelsbeziehungen an den afrikanischen Küsten weiter aus. Bereits 1500 hatte Pedro Álvares Cabral Brasilien entdeckt und für die portugiesische Krone in Besitz genommen.

Parallel zur Expansion nach Übersee erlebte Portugal selbst ein „goldenes Zeitalter”, eine Zeit der wissenschaftlichen und künstlerischen Blüte (die u. a. den Emanuelstil hervorbrachte), die das Land seinem neu erworbenen Reichtum aus den überseeischen Gebieten verdankte. Besonders die Krone profitierte von der Expansion: Der Überseehandel war königliches Monopol, die neuen Besitzungen waren Krongut. Unter Emanuel wurde Portugal jedoch auch eines nicht unerheblichen Teiles seiner Mittel- und seiner Intellektuellenschicht beraubt: Ab 1496 ließ der König auf Betreiben der spanischen Krone die altansässigen und die nach dem Ende der Reconquista in Spanien nach Portugal geflohenen Mauren sowie die Juden aus seinem Land vertreiben.

Emanuels Sohn und Nachfolger Johann III. (1521-1557) trieb die Expansion in Übersee zielstrebig voran und förderte durch das System der donatárias (lehensrechtliche Landschenkungen) systematisch die Kolonisierung Brasiliens. Im Zuge der Gegenreformation führte er 1536 in Portugal die Inquisition ein, holte außerdem die Jesuiten ins Land. Unter Johann III. waren bereits die Anfänge des Niedergangs der portugiesischen Weltmacht erkennbar: Das kleine Portugal konnte seine überseeischen Besitzungen zum Teil nur mit Mühe gegen die starke Konkurrenz aus anderen europäischen Ländern wie England und Spanien verteidigen; Teile des überseeischen Besitzes gingen schon kurz nach dem Erwerb wieder verloren.

König Sebastian (1557-1578), Enkel und Nachfolger Johanns III., suchte – im Rahmen eines „Kreuzzuges” gegen den Islam – die von Johann I. eineinhalb Jahrhunderte zuvor eingeleitete Eroberung Marokkos fortzusetzen, scheiterte jedoch: Auf seiner zweiten Expedition gegen Marokko 1578 wurde er vernichtend geschlagen; er selbst und ein Teil des portugiesischen Adels wurden getötet.

Mit dem Tod von Sebastians Nachfolger Heinrich endete 1580 die Avis-Dynastie.

Nach Heinrichs Tod konkurrierten mehrere Anwärter um die portugiesische Krone. Noch 1580 besetzte Philipp II. von Spanien, über seine Mutter Isabella von Portugal ein Enkel Emanuels I., Portugal, und 1581 wurde er von den portugiesischen Cortes als Philipp I. (1581-1598) zum König proklamiert. Unter Philipp II. blieb die Verbindung mit Spanien weitgehend auf die Personalunion beider Kronen beschränkt; Portugal blieb ein eigenständiger Staat mit eigener Verwaltung und Gesetzgebung, verwaltete auch weiterhin die überseeischen Besitzungen, die allerdings (formal) an Spanien kamen. Unter Philipps II. Nachfolgern Philipp III. und Philipp IV. (Philipp II. und Philipp III. von Portugal) änderte sich dies: Beide, vor allem aber Philipp IV. und sein Minister Graf von Olivares suchten Portugal zu einer Provinz Spaniens zu degradieren, was bei den Portugiesen erheblichen Unmut auslöste. Hinzu kam, dass Portugal nun durch seine Verbindung mit Spanien bzw. den Habsburgern in deren Kriege gegen die unabhängig gewordenen Niederlande und gegen Frankreich verwickelt wurde, was zum einen den Verlust wichtigen Kolonialbesitzes wie der Molukken und Malaccas und damit auch den Verlust der Kontrolle des Ostindienhandels zur Folge hatte; zum anderen wurde nun auch Portugal zur Finanzierung der spanischen, habsburgischen Kriege herangezogen, d. h. mit hohen Steuern belegt. Zwei Aufstände gegen die spanische Herrschaft 1634 und 1637 scheiterten. In einem dritten Aufstand 1640 unter der Führung Herzog Johanns II. von Braganza stürzten die Portugiesen die spanische Herrschaft in Portugal; Herzog Johann wurde als Johann IV. (1640-1656) zum König gekrönt. Seine Dynastie, das Haus Braganza, regierte in Portugal bis zur Abschaffung der Monarchie 1910.

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Bei einem Kurzurlaub erkunden wir einen Teil der Algarve.
Ein schönes Fleckchen Erde, aber sehr teuer.

 

 

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